Lese-Intensiv-Klasse
Konzept der Lese-Intensiv-Klasse [L I K] Berlin Neukölln
Das Konzept ist für GrundschülerInnen mit einer diagnostizierten schweren Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) im Jahr 2003 für den Bezirk Neukölln entwickelt worden.
Ziel ist es, innerhalb von 11 Wochen diesen Kindern das Lesenlernen über spezielle Strategien zu ermöglichen.
1. Allgemeines
Die Idee der Lese-Intensivklasse stammt aus Kiel. Diese spezielle Fördermaßnahme wird dort bereits seit 1984 praktiziert.
Sie basiert auf den Erfahrungen des Erstleseunterrichts nach dem „Kieler Lese- und Rechtschreibaufbau“, der von Dr. Lisa Dummer-Smoch und Renate Hackethal entwickelt wurde.
Mittlerweile wurde ein eigenes Lehrmaterial aufgrund der über 20jährigen Erfahrungen erstellt. (Berliner Leseschule, 2024, Proschek/Hiltmann)
Angeboten wird diese Leseintensivmaßnahme an der Zürich-Schule, Wederstr.49, 12347 Berlin, in enger Zusammenarbeit mit dem Schulpsychologischen Beratungszentrum Neukölln/ SIBUZ für SchülerInnen der 2. und 3. Grundschulklassen aus dem gesamten Bezirk Neukölln, die erhebliche Schwierigkeiten im Lesen und/oder Schreiben aufweisen und denen trotz intensiver Fördermaßnahmen in der Grundschule bisher nicht ausreichend geholfen werden konnte.
Falls es sich nach durch uns erfolgter umfangreicher Diagnostik um eine schwere LRS handelt, können SchülerInnen in einer 11-wöchigen Intensivmaßnahme als Gastschüler in die LIK aufgenommen werden.
An der Maßnahme nehmen maximal 8 SchülerInnen teil, die an 4 Tagen der Woche (Montag bis Donnerstag) je 4 Stunden, insgesamt 11 Wochen lang, erste Einsichten in den Schriftspracherwerb und ein intensives Lesetraining erhalten.
An einem Tag (Freitag) nehmen die SuS am Unterricht ihrer Grundschule teil. Das ist für die Kinder von großer Bedeutung, weil sie somit den Bezug zu ihren MitschülerInnen und LehrerInnen nicht verlieren und der Anschluss an die anderen Unterrichtsinhalte gewährleistet ist.
Pro Schuljahr bieten wir 3 Durchgänge an, sodass Meldungen ganzjährig erfolgen können.
2. Eltern
Während der 11 Wochen ist die Mitarbeit der Eltern unerlässlich. Durch tägliches 20- bis 30minütiges Üben mit ihren Kindern festigen sie den Lernstoff des Vormittags und beteiligen sich somit aktiv am Lernerfolg ihrer Kinder. Der Prozess des Lesenslernens erfordert ein kontinuierliches Training, sodass die tägliche Übung maßgeblich zum Erfolg beiträgt.
Außerdem sollten die Eltern einen regelmäßigen Kontakt zur Grundschule halten, damit die Unterrichtsinhalte, insbesondere in den Fächern Mathematik und Sachkunde, teilweise nachgearbeitet werden können.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern gestaltet sich sehr intensiv in Form von täglichen schriftlichen Rückmeldungen, persönlichen Gesprächen je nach Bedarf sowie telefonischen Rücksprachen und Beratungen. Dabei unterstützen wir die Eltern mit Hinweisen zu Übungsformen oder Übungsschwerpunkten und entsprechenden Materialien.
3. Unterricht
Gearbeitet wird in Anlehnung an das Konzept des Kieler Leseaufbaus, selbst hergestellten Materialien sowie einem neuen, eigens dafür hergestellten Lehrwerk (Berliner Leseschule, 2024, Proschek/Hiltmann).
Das Besondere an dieser Methode ist, dass es in 12 Schwierigkeitsstufen gegliedert ist, in denen vorerst lautgetreues Wortmaterial Verwendung findet. Erst nach dem Durchlauf der 11 Wochen, in der Nachbetreuung, vertiefen wir die Lehre der Rechtschreibstrategien.
Die Verknüpfung von Laut und Buchstabe wird durch Lautgebärden unterstützt. Für einige SchülerInnen ist diese motorische Merkhilfe eine grundlegende Hilfe. Wir konnten SchülerInnen beobachten, die selbst auf fortgeschrittenen Stufen ganze Texte unter Zuhilfenahme der Lautgebärden lasen. (Fotos)
Zum Teil zeigen sich bei Kindern mit einer LRS auch Störungen in der auditiven Wahrnehmung (AVWS). Hier bietet es sich aufgrund der Kleingruppenstärke besonders an, die Lautbildung mit dem Mund sowie die Verknüpfung mit dem Schreibbuchstaben bewusst zu machen und gemeinsam zu üben. Zudem hilft auch hierbei der Einsatz der Lautgebärden.
Wir strukturieren alle Wörter in Silben, teils mit Silbenbögen, teils mit Silbenstrichen. Hierbei achten wir konsequent auf die Einhaltung dessen, da wir damit der bisherigen, häufig vorkommenden Skelettschreibweise entgegenwirken und die Sprech-, Sprach- und Schreibkompetenzen deutlich stärken.
Der Unterricht umfasst sowohl frontale Phasen als auch Einzel-, Partner- und Gruppenarbeitsphasen. Jede Stufe muss frontal eingeführt werden, wird jedoch dann je nach Leistungsvermögen sehr differenziert gefestigt. Aufgrund der geringen Gruppenstärke kann hier individuell auf die spezifischen Stärken, Schwächen und Probleme eingegangen werden.
Anhand der besonderen, auf den Unterricht zugeschnittenen didaktischen Materialien, sowie durch die Arbeit am PC wird das jeweilige Level sehr abwechslungsreich bearbeitet. Zwischendurch gibt es Erholungsphasen in Form von Entspannungsübungen, Spielen, Malen und kleinen Bastelarbeiten, die von den Kindern sehr geschätzt werden.
Unsere Erfahrungen und auch die Ergebnisse der Abschlussdiagnostik zeigen, dass je nach Leistungsstand und Schweregrad der LRS die SchülerInnen am Ende der Maßnahme drei- bis sechssilbige Wörter sowie kurze, einfache Texte sinnentnehmend und teilweise auch flüssig erlesen können.
Bei fast allen SchülerInnen ist eine deutliche Verbesserung der Leseleistung und auch der Rechtschreibung erkennbar. Viele SchülerInnen haben in dieser Maßnahme erst die Technik des Lesens erlernt (siehe Entwicklung), da sie vorher in genormten Tests selten über das Niveau eines Null-Lesers hinausgekommen sind.
Nach Beendigung der Lese-Intensivklasse werden die SchülerInnen weiterhin in temporären Gruppen (Kurse) 1x wöchentlich in 2 Zeitstunden (3 Schulstunden) für die Dauer von 1,5 Jahren an der Zürich-Schule nachbetreut. Hier wird der Leseaufbau beendet und der Rechtschreibaufbau schließt sich an.
Alle Lehrkräfte verfügen über gute langjährige Erfahrungen und eine hohe Erfolgsquote in der Arbeit mit diesen temporären Lerngruppen.
siehe auch: Entwicklung der Lese-Intensiv-Klasse
4. Nachbetreuung
Nach dem intensiven dreimonatigen Vormittagsprogramm an der Zürich-Grundschule kommen die Kinder wöchentlich für drei Schulstunden in die Zürich- Grundschule. In dieser Nachbetreuungsphase festigen sie gezielt ihre Lesekenntnisse und erweitern ihre Kompetenzen in der Rechtschreibung.
Während der ersten drei Monate erwerben die Schülerinnen und Schüler die alphabetische Strategie und basale Lesefertigkeiten. Durch die kontinuierliche Begleitung in der Nachbetreuung erreichen rund 90 Prozent der Kinder am Ende die orthografische Strategie. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden erzielt dabei im WLLP-Test Leseergebnisse im durchschnittlichen Leistungsbereich. Diese strukturierte Nachbetreuung stellt sicher, dass die Kinder nachhaltig von ihren Fortschritten profitieren und ihre Lesefähigkeiten erfolgreich ausbauen können.
Auszug aus dem „Leitfaden zur Diagnostik mit Hinweisen zum Nachteilsausgleich und Notenschutz“ / Schwierigkeiten im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen, Berlin, 2019
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
Bernhard-Weiß-Str. 6
10178 Berlin
Die Würzburger Studie (2012) und die Münchner Studie (2016) belegen die Wirksamkeit von Intensivfördermaßnahmen, bei denen Schülerinnen und Schüler mit einem hohen Risiko, ausgeprägte Lese-Rechtschreibschwierigkeiten in den Jahrgangsstufen 3 und 4 zu entwickeln, zum Ende der 2. Jahrgangsstufe an einer dreimonatigen Intensivförderung in Kleingruppen teilnahmen. In den Kursen, die täglich dreistündig stattfanden, wurde in Würzburg nach der Methode von Reuter-Liehr und in München mit dem „Würzburger orthografischen Training“ (WorT) trainiert. Die teilnehmenden Kinder verließen die Intensivförderkurse mit altersgemäßen Lese- und Rechtschreibleistungen.
Beispiele für schulübergreifend gebildete temporäre Lerngruppen in Berlin:
Die Lese-Intensiv-Klasse im Bezirk Neukölln Das Konzept ist für Grundschülerinnen und Grundschüler mit einer festgestellten stark ausgeprägten LeseRechtschreibschwierigkeit für den Bezirk Neukölln entwickelt worden. Ziel ist es, diesen Kindern innerhalb von elf Wochen das Lesenlernen über spezielle Strategien zu er möglichen. Die Idee der Lese-Intensiv-Klasse (LIK) stammt aus Kiel und basiert auf den Erfahrungen des Erstleseunterrichts nach dem „Kieler Lese- und Rechtschreibaufbau“, der von Dr. Lisa Dummer-Smoch und Renate Hackethal entwickelt wurde. In enger Zusammenarbeit mit dem SIBUZ Neukölln wird diese Leseintensivmaßnahme an der Zürich-Schule für Schülerinnen und Schüler der zweiten und dritten Jahrgangsstufe, die erhebliche Schwierigkeiten im Lesen und/oder Schreiben haben und denen trotz intensiver Fördermaßnahmen in der Grundschule bisher nicht ausreichend geholfen werden konnte, durchgeführt. Voraussetzung für die Teilnahme sind erhebliche Schwierigkeiten im Lesen und/oder Schreiben trotz intensiver Fördermaßnahmen in der jeweiligen Grundschule. Die Kinder werden als Gastschülerinnen und schüler in die LIK der Zürich-Schule aufgenommen. An der Maßnahme nehmen maximal 8 Kinder teil, die an 4 Tagen der Woche je 4 Stunden ein intensives Lesetraining erhalten. An einem Tag der Woche nehmen sie am Unterricht ihrer Stammschule teil. Das ist für die Kinder von großer Bedeutung, weil sie somit den Bezug zu ihrer Klasse und den Lehrkräften nicht verlieren und der Anschluss an die anderen Lernbereiche gewährleistet ist. (Heike Redel, Schulberaterin für LRS, Neukölln)
5. Aufnahmeverfahren/ Antragsformulare
Die Erziehungsberechtigten stellen über die Grundschule den Antrag auf Aufnahme in das Förderprogramm des Bezirkes Neukölln an der Zürich-Schule. (Antrag ist in der Grundschule erhältlich oder bei uns anzufordern.)
Sie haben noch Fragen zum Thema LRS? Rufen Sie an und Sie erhalten eine professionelle Beratung.
Kontakt
Zürich-Schule
Wederstr. 49
12347 Berlin
Verantwortlich: Frau Jana Hiltmann
Sprechzeiten:
täglich, bitte im Sekretariat unter 609 0297-0 eine Rückrufnummer hinterlassen
oder Mo - Do von 19:00 bis 21:00 Uhr unter: 0176 -240 68 796